Anna Freud Schule

Klinikschule des OBK

 

Schulprogramm

1.         Allgemeine Aussagen

1.1      Gesetzliche Grundlagen

1.2      Besonderheiten der Schulform

2.         Die Anna-Freud-Schule in Gummersbach

2.1      Schulname

2.2      Leitgedanken

2.3      Schülerschaft

2.4      Lehrerschaft

2.5      Schulstandort

2.6      Schulmitwirkung

2.7      Ausstattung

2.8      Von Aufnahme bis Entlassung

3.         Unterricht

3.1      Unterricht in den Schulräumen der Anna-Freud-Schule (GS / Sek I)

3.2      Unterricht in den Schulräumen der Station „Rückenwind“

4.         Formen der Zusammenarbeit

4.1      Zusammenarbeit mit der Klinik

4.2      Zusammenarbeit mit den Stammschulen

5.         Übergeordnete Arbeitskreise

5.1      Arbeitskreis Klinikschulen im Regierungsbezirk Köln

5.2      Landesarbeitsgemeinschaft (LAG)

5.3      Arbeitskreis Schule und Psychiatrie

1.         Allgemeine Aussagen

1.1      Gesetzliche Grundlagen

Die Anna-Freud-Schule in Gummersbach nahm zum 01.09.2002 ihren Betrieb auf. Sie ist eine öffentliche Schule und ergänzt die Landschaft der oberbergischen Schulen um eine weitere Einrichtung.

Seit 01.08.2005 ist die Klinikschule eine „Schule der eigenen Art“, das heißt, sie ist weder eine allgemein bildende Schule noch eine Förderschule, jedoch auch ein Ort der sonderpädagogischen Förderung.

Die an der Schule arbeitenden Lehrerinnen und Lehrer sind Bedienstete des Landes NRW.

Die Lehrer-Schüler-Relation beträgt 1 : 6,1.

Grundlage der Berechnung der Lehrerstellen ist die Zahl der Unterrichtstage, in der eine Schülerin oder ein Schüler die Klinikschule besucht hat. Es wird dann für ein Schuljahr eine Durchschnittszahl ermittelt, indem die Summe der Unterrichtstage aller Schülerinnen und Schüler durch die maximal erteilbaren Unterrichtstage pro Schuljahr geteilt werden.

      

Nähere Angaben zur Stellenberechnung und Ausnahmen von der Regel und Sonderfälle sind in der Bass 11-11 Nr. 4 nachzulesen.

1. 2     Besonderheiten der Schulform

An der Klinikschule werden schulpflichtige Kinder und Jugendliche unterrichtet, die voraussichtlich vier Wochen und mehr auf Grund einer Erkrankung ihre Stammschule nicht besuchen können und die ihren Aufenthaltsort im Krankenhaus oder in einer medizinisch-therapeutischen Einrichtung haben.

Diese Schülerinnen und Schüler kommen aus allen Schularten und Klassenstufen. Sie werden in der Regel für die Dauer des Krankenhausaufenthaltes beschult. In Absprache mit der Schulaufsicht kann im Einzelfall für eine evtl. Nachbehandlung, die sich an einen stationären Aufenthalt anschließt, oder für die Zeit des Übergangs, bis ein geplanter Schulwechsel vollzogen ist, die Beschulung an der Klinikschule über die Dauer des Aufenthaltes in der Klinik fortgeführt werden. In diesem Sinne versteht sich die Klinikschule als eine Durchgangsschule.

Die Klinikschule fördert ihre Schülerinnen und Schüler individuell entsprechend ihrem Leistungsstand und Leistungsvermögen und immer unter Berücksichtigung der individuellen gesundheitlichen Verfassung. Hierzu ist ein enger Kontakt zur Stammschule als auch zu den behandelnden Therapeutinnen oder Therapeuten und Ärztinnen oder Ärzten unabdingbare Voraussetzung.

2.         Die Anna-Freud-Schule in Gummersbach – Rahmenbedingungen

2.1      Schulname „Anna-Freud-Schule“

Im November 2005 erhielt die Schule den Namen „Anna-Freud-Schule“. Mit Anna Freud ist eine Namensgeberin gefunden, die die Verbindung von Pädagogik und Psychiatrie in besonderer Weise gelebt hat.

Anna Freud (1895-1982) war das jüngste von den sechs Kindern Sigmund Freuds.

Nach ihrer Schulzeit machte Anna eine dreijährige Ausbildung als Volksschullehrerin und begann danach sofort zu unterrichten.

Etwa ab 1920 begann Anna sich intensiver mit der Psychoanalyse zu beschäftigen. Sie gab ihre Arbeit als Lehrerin auf und wurde Psychoanalytikerin. Von 1924 an entwickelte Anna Freud die Technik der Kinderpsychoanalyse. 

In den Kriegsjahren eröffnete sie zunächst ein Kriegskinderheim, aus dem sich später eine psychosomatische Kinderklinik entwickelte, die später auch zu einem renommierten Lehrinstitut für Kindertherapie wurde.

Dort lebte und arbeitete sie bis zu ihrem Tode im Jahre 1982.

2.2      Leitgedanken

Die Anna-Freud-Schule versteht sich als “Brücke“ zwischen dem Aufenthalt in der Klinik und der Rückkehr in den schulischen Alltag. Die Beschulung beginnt oft unmittelbar nach der Aufnahme in die Klinik. Schülerinnen und Schüler kommen mit akuten Symptomen, die zu einer Aufnahme geführt haben, und werden von den Lehrern dort abgeholt, wo sie stehen. Oft ist der Schulweg bzw. der Verbleib in der Schule für zwei oder vier Stunden schon eine hohe Anforderung. Arbeitsanforderungen werden je nach Belastbarkeit und in Absprache mit den Therapeuten dosiert gestellt und gesteigert. Die Aufgabe der Anna-Freud-Schule, als Brücke zur Normalität zu fungieren, betrifft neben der Hinführung zur vollen Belastbarkeit für schulische Anforderungen auch den psychosozialen Bereich sowie die Gruppenfähigkeit. Schülerinnen und Schüler erhalten vielfältige Rückmeldung über angemessenes und unangemessenes Verhalten in der kleinen Lerngruppe. Sie können ihre Belastbarkeit hinsichtlich Beteiligung und Mitarbeit ausprobieren und erhalten darüber hinaus Gelegenheit, Lücken im Kenntnisstand zu schließen und damit besseren Anschluss an das Programm ihrer Stammschulen zu finden.

Eine mit einer Regelschule vergleichbare Belastung kann die Anna-Freud-Schule aufgrund ihrer kleinen Klassen und der kurzen Unterrichtszeit nur bedingt herstellen. Falls möglich wird deshalb gegen Ende des Aufenthaltes ein begleiteter Besuch der Stammschule bzw. einer Kooperationsschule eingerichtet.

Die Anna-Freud-Schule versucht in der Ansprache jeder einzelnen Schülerin und jedes einzelnen Schülers, deren und dessen gesunde Anteile zu aktivieren. Die Probleme werden im therapeutischen Setting bearbeitet, in der Schule werden Fähigkeiten, Kenntnisse und Begabungen hervorgehoben. Erfolgserlebnisse in der Schule beschränkten sich nicht nur auf Lernerfolge im Unterricht. Persönliche Hemmnisse einzelner Schülerinnen und Schüler im schulischen Kontext zu erkennen, zu reflektieren und mit individueller Hilfe an der Überwindung zu arbeiten ist Aufgabe der Anna-Freud-Schule. Schule hat im Leben jedes jungen Menschen unseres Kulturkreises eine enorm hohe Bedeutung. Positive Erfahrungen in der Schule prägen in besonderem Maße das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl sowie die Selbstwirksamkeit auch hinsichtlich gesellschaftlicher Integration.

Die kleinen Klassen und die in der Regel sehr heterogene Zusammensetzung der Lerngruppe bringt es mit sich, dass jede Schülerin und jeder Schüler  in ihrer und seiner besonderen Individualität gesehen und angesprochen werden kann.

Die Krisensituation, die zur Aufnahme in die Klinik geführt hat, bedarf eines besonders rücksichtvollen Vorgehens. Jede Schülerin und jeder Schüler braucht unterschiedlich lange, um in der Schulsituation anzukommen und sich zurechtzufinden. Erst im Verständnis der aktuellen Lebensumstände jedes Schülers oder jeder Schülerin können Anforderungen und Ziele für den Schulbesuch formuliert werden. Die individuelle Ansprache und Förderung wird ergänzt durch arrangierte Lernsituationen, in denen Gruppenfähigkeit, Teamarbeit usw. gefordert ist. Eine psychosoziale Krise ist oft begleitet von systematischem Rückzug, von Angst und manchmal schon automatisiertem Vermeidungsverhalten. Hier vorsichtige Schritte zu tun, neue Erfahrungen anzubahnen und zu festigen und als Ziel, Gruppenfähigkeit und Freude am geselligen Miteinander zu fördern, ist erklärtes Ziel der Anna-Freud-Schule.

2.3      Schülerschaft

In der Regel unterrichtet die Anna-Freud-Schule Schülerinnen und Schüler, die Patientinnen und Patienten des Zentrums für Seelische Gesundheit der Standorte Gummersbach und Marienheide sind.

In der Tagesklinik der Kinder- und Jugendpsychiatrie zählen zu den häufigsten Krankheitsbildern:

  • Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) mit und ohne beglei­tende Störung des
  • Sozialverhaltens
  • Bindungsstörung
  • Angststörungen
  • Tiefgreifende Entwicklungsstörungen (Autismus)
  • Posttraumatische Belastungsstörungen, Anpassungsstörungen und Persönlichkeitsstörungen
  • Intelligenzminderung mit und ohne begleitende Verhaltensstörungen
  • Psychosen
  • Schulabsentismus

Die Station Meilenstein für allgemeine Kinder- und Jugendpsychiatrie und akute Versorgung hat 2010 ihren Betrieb aufgenommen und bietet wohnortnahe stationäre Behand­lung für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre (in Ausnahmefällen bis 21 Jahre), die unter verschiedenen psychischen Störungen leiden.

Mit Ausnahme von Suchterkrankungen und psychosomatischen Erkrankun­gen, für die die Abteilung spezielle Angebote bereithält, können Patientinnen und Patienten mit allen Krankheitsbildern aufgenommen werden, bei denen eine vollstationäre Unterbringung angezeigt ist.

 Dazu gehören:

  • depressive oder andere affektive Störungen,
  • Angst- und Zwangsstörungen,
  • Schizophrenie und andere Psychosen,
  • Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom mit und ohne begleiten­der Sozialverhaltensstörung,
  • Autismus-Spektrum-Störungen,
  • posttraumatische Belastungsstörungen und Anpassungsstörungen,
  • Störungen der Impulskontrolle und andere mehr
  • selbstverletzendes Verhalten - Suizidalität

Die Station für qualifizierte Entzugsbehandlung „Rückenwind“ nimmt Jugendliche mit einer Suchterkrankung sowie den damit verbundenen Störungsbildern aus ganz NRW auf.

Neben dem qualifizierten Entzug beinhaltet das Konzept die Akutbehandlung assoziierter psychischer Erkrankungen, da sich viele der drogenabhängigen Jugendlichen beispielsweise mit früh chronifizierten und entsprechend schwie­rig zu behandelnden Psychosen präsentieren.

Die Beschulung der Patientinnen und Patienten findet täglich auf der Station statt.

2.4      Lehrerschaft

An der Schule unterrichten derzeit vier Lehrkräfte mit den Lehrbefähigungen für das Lehramt an Förderschulen mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten sowie ein Lehrer mit der Lehrbefähigung Deutsch und Geschichte für das Lehramt an Gesamtschulen und Gymnasien.

Der Unterricht findet überwiegend in den Räumen der Anna-Freud-Schule in Gummersbach-Windhagen statt. Darüber hinaus werden die Patientinnen und Patienten der Station „Rückenwind“ in Marienheide vor Ort unterrichtet.

In medizinisch-therapeutisch begründeten Bedarfsfällen wird auch in den Räumen der anderen Stationen Einzelunterricht erteilt.

2.5      Schulmitwirkung

Nach § 14 Schulmitwirkungsgesetz wurde für unsere Schule als besondere Form der Mitwirkung beschlossen, an Stelle der Erziehungsberechtigten Mit­arbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikpersonals als stimmberechtigte Mit­glieder der Schulkonferenz zu wählen.

2.6      Schulstandort

Die Schule ist zentral in der Kreisstadt Gummersbach gelegen. Sie ist ca. 1200m von der Tagesklinik der Kinder- und Jugendpsychiatrie entfernt. Die Entfernung zum Kreiskrankenhaus beträgt ca. 3 km, zu den Stationen „Rückenwind“ und „Meilenstein“ in Marienheide etwa 8 km.

 2.7      Ausstattung der Schule

Die Anna-Freud-Schule in Gummersbach ist im Industriepark Merten in Gummersbach-Windhagen untergebracht. Sie belegt dort eine Etage im

Obergeschoss eines  Industriegebäudes.

            Zu den Räumlichkeiten der Schule gehören:

 

 

  • ein Sekretariat
  • ein Lehrerzimmer
  • Schulleiterbüro
  • eine Küche mit angrenzendem Essraum
  • vier Klassenräume, ein Differenzierungsraum
  • ein Fachraum Musik
  • ein Ruheraum
  • ein Bewegungsraum
  • Fachräume für Kunst und Werken(1. OG)

2.8      Von Aufnahme bis Entlassung (Ablaufschema chronologisch)

Aufnahme Klinik

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Vorstellung in der „Schulbesprechung“

  • Familiärer Hintergrund
  • Beginn und Dauer des Unterrichts
  • Evtl. Medikation
  • Sonstige Absprachen/Informationen


Aufnahme in der Anna-Freud-Schule

  • Kontaktaufnahme zur Stammschule
  • Einbindung in Lerngruppe (GS, Orientierungsstufe, Sek I, Sek II)
  • evtl. Elternkontakt
  • Absprachen in „Schulbesprechung“
  • Beratung über schulische Entwicklung und evtl. weitere schulische Förderung
  • Vorbereitung Rückführung, Information der Stammschule, ggfls. Begleitung der Schülerinnen und Schüler

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Entlassung aus der Klinik

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Entlassung aus der Anna-Freud-Schule

·          Beschulung (bei Schul- bzw. Wohnortwechsel)

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Abschlussbericht an Stammschule und Klinik

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Evaluationsbogen sechs Wochen später

3.         Unterricht

3.1      Unterricht im Schulstandort Gummersbach-Windhagen

In den Schulräumen der Anna-Freud-Schule in Gummersbach werden Schülerinnen und Schüler aller Schulformen und Klassenstufen unterrichtet. Hierbei hat es sich als günstig erwiesen, die Gruppen soweit wie möglich nach Grundschule und Sekundarstufe getrennt zu unterrichten.

Die ständig wechselnde Schülerschaft verlangt ein hohes Maß an Flexibilität seitens der unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer. Grundsätzlich muss jede Lehrkraft in der Lage sein, sowohl im Primar- als auch im Sekundarbereich zu unterrichten.

Die Schülerinnen und Schüler erhalten zwei bis vier Stunden Unterricht in einer kleinen Lerngruppe.

Der Unterricht konzentriert sich hauptsächlich auf die Kernfächer Deutsch und Mathematik und die Fremdsprachen. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten anhand von individuellen Arbeitsplänen. Zusätzlich erfolgen differenzierende Angebote in den Fächern Sachunterricht, Musik, Kunst, Werken oder Bewegungserziehung.

            Im Unterricht werden offene und flexible Unterrichtsformen bevorzugt:

 

 

  • Tagesplan / Wochenplan
  • Lernen an Stationen
  • Lernwerkstatt
  • Freiarbeit
  • projektorientierter Unterricht

Dem emotionalen, sozialen und handelnden Lernen wird verstärkt Raum gegeben.

3.2      Unterricht auf der Station „Rückenwind“

Neben der Tagesklinik in Gummersbach-Zentrum und der Station für psycho-somatische Erkrankungen gibt es seit 2004 die Station „Rückenwind“ mit Sitz in der Klinik Marienheide. Hier erhalten bis zu acht suchterkrankte Jugendliche eine qualifizierte stationäre Entzugsbehandlung. Auch für diese Patientinnen und Patienten bietet die Klinikschule Unterricht an, der im Rahmen ihrer Kapazität in einem kleinen Raum in der Klinik Marienheide stattfindet.

In diesen Stunden wird die individuelle schulische Situation ermittelt, die oftmals gestört und ohne Perspektive ist, z. B. nach Schulverweis, nach Abbruch der Schule oder langfristiger Absenz.

Weiterer Aufgabenschwerpunkt ist das Anbahnen einer schulischen Anbindung nach Entlassung.

In den Unterrichtsstunden werden Interessen ermittelt, Möglichkeiten einer weiteren Beschulung thematisiert und gegebenenfalls initiiert. Lebens- und Berufsperspektiven werden bearbeitet und der Zusammenhang zwischen Sucht und Schulschwierigkeiten reflektiert. Im engeren schulischen Sinn werden die Stunden genutzt, um entstandene Lücken zu schließen, ein angemessenes Arbeitsverhalten aufzubauen, über regelmäßiges Arbeiten z. B. durch Hausaufgaben dem Tag eine Struktur zu geben und die Belastbarkeit zu erhöhen. Schule ist hier in besonderer Weise Normalität und Alltag. Sie kann im Austausch mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten und Therapeutinnen und Therapeuten Aussagen zu den Chancen der Wiedereingliederung machen.

4.         Formen der Zusammenarbeit

4.1      Zusammenarbeit mit der Klinik

Als einziger Schulform werden der Klinikschule ihre Schülerinnen und Schüler von einem fremden System - der Medizin - zugewiesen.

Schülerinnen und Schüler der Klinikschule sind immer Kinder und Ju-gendliche, die sich in einer speziellen Krisensituation befinden und einer intensiven Behandlung, Betreuung und Unterrichtung bedürfen. Auch wenn nicht immer sonderpädagogischer Förderbedarf vorliegt, ein besonderer pädagogischer Förderbedarf ist stets gegeben.

Um die bestmögliche Wirksamkeit von Unterricht und Krankenhausbehandlung zu erreichen, bedarf es der Zusammenarbeit von Lehrkräften und behandelnden wie betreuenden Fachkräften.

Dabei sind Informationen über die Besonderheit des Krankheitsbildes, der geistig-seelischen Situation der Patientin bzw. des Patienten und ihrer bzw. seiner Umfeldprobleme notwendig.

Durch gegenseitige Information und entsprechende Koordination zu treffender Maßnahmen werden die notwendigen Voraussetzungen für einen Behandlungs- und Förderplan geschaffen, der der Situation der Schülerin bzw. des Schülers entspricht. (Empfehlung zum Förderschwerpunkt kranker Schülerinnen und Schüler, Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 20.03.1998).

Derzeit haben sich konkret folgende Formen der Zusammenarbeit zwischen Klinik und Schule entwickelt:

·         Aufnahme einer Patientin oder eines Patienten

Bereits beim Aufnahmegespräch werden die Eltern der Patientinnen und Patienten über den erforderlichen Besuch der Klinikschule informiert. Notwendige Informationen werden der Schule in Form eines Anmeldebogens bereitgestellt (Name, Alter, bisher besuchte Schule, Klasse, Anschrift der Schule, Name der Klassenlehrerin oder des Klassenlehrers, Diagnose und Besonderheiten). Diese dienen als Grundlage für die weitere Kontaktaufnahme mit den jeweiligen Stammschulen.

·         Schulbesprechung

Eine gute Zusammenarbeit mit dem betreuenden und therapeutischen Personal der verschiedenen Stationen der Klinik ist unabdingbare Voraussetzung für eine effektive unterrichtliche Versorgung der Schülerinnen und Schüler.

Zu diesem Zweck werden regelmäßige Gesprächstermine mit den einzelnen Stationen vereinbart.

Schule und Klinik treffen sich regelmäßig an jedem Standort (Tagesklinik, Stationen „Rückenwind“ und „Meilenstein") zur  Schulbesprechung.

Sie dient dem Austausch von Ärztinnen und Ärzten, Therapeutinnen und Therapeuten, Stationsleitung und Lehrerinnen und Lehrern über Stand der Behandlung eines Kindes oder Jugendlichen. Die Schule macht Aussagen über sein Lern-, Leistungs- und Sozialverhalten in der  Schule.

Hier werden alle wichtigen Vorgehensweisen, die Schule und Klinik betreffen, besprochen, z. B. Medikation, Beobachtungen, Dauer des Unterrichts, Terminabsprache, Testergebnisse, Ergebnisse von Gesprächen mit Eltern oder Einrichtungen, Ergebnissen von Gesprächen mit den Stammschulen, Beratung über weitere schulische Förderung, etc.

Diese Grundlagen dienen zur Erstellung eines individuellen Förderplanes für jede Schülerin oder jeden Schüler.

Über diese regelmäßigen Gesprächstermine hinaus stehen Schule und Klinik im regen telefonischen Kontakt, um alle kurzfristigen Veränderungen ohne Verzögerung weiterzugeben.

·         Tägliche „Übergabe“ durch Mitarbeiter/innen der Tagesklinik

Neu aufgenommene Schülerinnen und Schüler, die aus ärztlicher Sicht nicht direkt nach Aufnahme die Schule besuchen können, haben hier die Möglichkeit einer täglichen Kontaktaufnahme mit den Lehrerinnen und Lehrern der Anna-Freud-Schule. Weiterhin findet ein kurzer täglicher Austausch (Übergabe) zwischen Klinik- und Lehrkräften statt.

·         Gemeinsame Fortbildungen

Einmal monatlich finden medizinische Fortbildungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter  des Zentrums für Seelische Gesundheit statt, an denen auch die Lehrkräfte der Klinikschule teilnehmen. Schulspezifische Themen werden durch die Klinikschule moderiert.

·         Gesamtteambesprechung

Auch an der monatlich stattfindenden Gesamtteam-Besprechung der Teams der Kinder- und Jugendpsychiatrie nimmt die Schulleitung der Schule für  Kranke teil. Hier werden übergreifende Themen besprochen, die alle Stationen und die Schule betreffen.

·         Förderverein PuSCH

Der Förderverein PuSCH e. V. (Verein zur Förderung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher in Klinik und Schule) unterstützt die Arbeit der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Klinikschule.


          

·         Bereitstellung der Schulräume und Materialien

Nach Unterrichtsschluss werden die Schulräume auch vom Klinikteam für unterschiedliche Aktivitäten genutzt (Musikgruppe, Psychomotorik-Gruppe,  Rechtschreibförderung, Tanzprojekte, Besprechungen, etc.)

4.2      Zusammenarbeit mit den Stammschulen

Sofort nach der Aufnahme des einzelnen Schülers oder der einzelnen Schülerin wird die Stammschule angeschrieben und es wird um einen Stammbogen/Schülerstammblatt, das letzte Zeugnis und den Stoffverteilungsplan gebeten.

Meist wird in einem Telefonat mit Klassenlehrer oder -lehrerin der Lern- und Leistungsstand besprochen und ein Modus vereinbart, wie Arbeitsmaterial gegebenenfalls auch Klassenarbeiten und Tests auf kurzem Weg die Klinikschule erreichen. In diesem Gespräch werden auch die soziale Stellung der Schülerin oder des Schülers in der Klasse thematisiert und schon eventuelle Probleme bei einer Rückschulung erörtert. Es ist hilfreich für die Arbeit an der Klinikschule, das Erscheinungsbild der Störung im komplexen System einer Regelschule zu kennen, um auch eventuelle Veränderungen und Entwicklungen beschreiben und dokumentieren zu können. Zum Ende des Schuljahres bzw. des Schulhalbjahres wird im Einvernehmen mit der Stammschule eine Zeugnisentscheidung getroffen. Besucht die Schülerin oder der Schüler über einen längeren Zeitraum die Klinikschule, wird ein Leistungsbericht erstellt, der dem Zeugnisformular der Stammschule beigelegt wird. Bei durchgängiger Anwesenheit von Schülerinnen und Schülern innerhalb eines Halbjahres erstellt die Klinikschule ein eigenes Zeugnis.

Nach der Entlassung aus Klinik und Schule erhält die Stammschule einen Abschlussbericht, der über die Lerninhalte und die Lernfortschritte der Schülerin oder des Schülers während der Zeit der Beschulung in der Anna-Freud-Schule Auskunft gibt und den Schulbesuch bescheinigt.

5.         Übergeordnete Arbeitskreise

Die Klinikschule Gummersbach beteiligt sich an überregionalen Arbeitsgruppen und besucht regelmäßig Tagungen.

5.1      Arbeitskreis Klinikschulen im Regierungsbezirk Köln

In diesem Arbeitskreis treffen sich zweimal im Jahr die Schulen für Kranke des Regierungsbezirkes Köln. Inhalt der Treffen ist die aktuelle Situation an den einzelnen Schulen, neue Informationen über Abläufe, der Kontakt zum medizinischen Bereich und die Optimierung der Formalitäten und Dokumentationen. Zu wichtigen Themen werden Vertreter z. B. der Bezirksregierung, bzw. Vertreter der medizinischen Seite als Referenten geladen.

Mit Einführung des neuen Schulgesetzes und dem damit verbundenen Wechsel der schulaufsichtlichen Zuständigkeit in dem Bereich der Bezirksregierung in Köln wird der Arbeitskreis derzeit als Schulleiterkonferenz fortgeführt.

5.2      Landesarbeitsgemeinschaft (LAG)

Die LAG trifft sich einmal im Jahr und koordiniert auf Schulleiterebene die Interessen der Schulen für Kranke des Landes. Die Treffen gehen über zwei Tage, in der Regel wird ein Referent zu einem aktuellen Thema geladen, meist ist auch kurz ein Vertreter des Ministeriums anwesend und informiert über neue Erlasse und Verordnungen, die Schulen für Kranke betreffen.

5.3      Arbeitskreis Schule und Psychiatrie (SchuPs)

In diesem Arbeitskreis wird die enge Verzahnung von Schule und Psychiatrie thematisiert, werden Erfahrungen ausgetauscht und Modelle entwickelt. In der SchuPs-Zeitung finden sich praxisrelevante Beiträge und allgemeine Informationen zu Schule und Psychiatrie. Die Tagungen finden in jährlichen Abständen statt.